Die Berliner Verkehrsbetriebe – ehemals Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft, daher die krude Abkürzung BVG – haben wahrlich keinen leichten Job: In einem Einzugsgebiet von fast 900 km² versorgt die BVG die 3,8 Mio. Berliner*innen mit U-Bahn, Tram, Bussen und Fähren, auf dass sie möglichst schnell von A nach B (oder auch C) kommen mögen. Die S-Bahnen sind nämlich Sache der Deutschen Bahn. Seit Ende 2018 betreibt die BVG zusätzlich den Ridesharing-Dienst BerlKönig, der nach dem Prinzip eines Anruf-Sammeltaxis funktioniert.
Nun bekommt die BVG öfters mal einen auf die Mütze, z.B. wenn mal wieder der Busfahrer besonders unhöflich war oder eine U-Bahn nach der nächsten ausfällt. In den frühen 2000ern galt die BVG als ganz schlimmer Sanierungsfall: Unvergessen sind die Jahre, in denen sie täglich mit mehr als 1 Mio. € bezuschusst werden musste um überhaupt zu laufen. Die schwarze Null knackte die BVG erstmals 2014 und, das ist ja eine wirklich gute Nachricht, bleibt seitdem stetig im Plus.
Ihren schlechten Ruf versuchte die BVG Anfang 2015 mit der Social Media Kampagne #weilwirdichlieben aufzupolieren. Follower sollten auf Twitter mit dem Hashtag #weilwirdichlieben ihre liebste BVG-Geschichte teilen. Dieser Schuss ging gehörig nach hinten los, denn die Berliner*innen reagierten, gelinde gesagt, zunächst vor allem mit einem: Irritation. Und feuerten einen harschen, genervten und pöbeligen Tweet nach dem anderen auf die BVG ab.
@Pflzgrff postet beispielsweise am 13. Januar 2015:
“Nicht #weilwirdichlieben kaufen wirn überteuertes Monatsticket sondern #weilwirzurarbeitmüssen!”
Oder @ruhepuls am selben Tag:
“die bvg-tramfahrer, die bei eiseskälte in der endhaltestellenschleife parken, anstatt uns schon mal einsteigen zu lassen. #weilwirdichlieben”
Statt zurückzurudern oder die Kampagnen-Richtung zu ändern, zieht die BVG durch und durchsegelt mit Berliner Schnauze, einer extra Portion Selbstironie, Humor und ordentlich Sarkasmus diesen ersten Shitstorm. Das macht sie noch heute – und der Erfolg gibt ihr Recht: Die Erfinder der Kampagne, die Werbeagentur GUD.berlin, haben beispielsweise 2016 beim Neptun Award für Crossmedia Kampagnen sowohl den Preis der Expertenjury als auch den Publikumspreis abgeräumt. Heute hat der Twitter-Account @BVG_Kampagne über 315.000 Follower und der zugehörige Instagram-Account @bvg_weilwirdichlieben stolze 148.000. Die Berliner*innen haben ihre BVG, nicht zuletzt wegen dieser Kampagne, in den Tiefen ihrer Herzen eben doch ganz lieb.
Über den Ursprung der Currywurst wurde schon viel geschrieben und vielleicht noch mehr gestritten. Wo kommt sie denn eigentlich her, diese in kleine Stücke geschnittene und mit der tollsten aller Soßen übergossene Bratwurst? Aus Hamburg, dem Ruhrgebiet, Niedersachsen ganz und gar oder doch Berlin?
Die Berlinerin Herta Heuwer jedenfalls beanspruchte zeitlebens, die Currywurst in der Berliner Nachkriegszeit erfunden zu haben. Sie betrieb ab 1949 einen Imbissstand in Charlottenburg, in dem am 04. September 1949 so wenig los war, dass sie aus Langeweile zu experimentieren begann. In ihren eigenen Worten:
“Es war in einer regnerischen Herbstnacht des Jahres 1949, am 4. September. Es goss kleene Kinderköppe, keen Mensch war an meiner Bude. Aus Langeweile rührte ich Gewürze mit Tomatenmark zusammen. Und es schmeckte herrlich.”
Diese Sauce goss sie sodann über eine gebratene und gestückelte Brühwurst. Und schon war diese Wurst geboren, die später so berühmt werden sollte. 10 Jahre später ließ sie ihre Spezialsauce sogar im Münchner Patentamt unter dem Namen Chillup als Wort-Bildmarke eintragen. Das genaue Rezept nahm Heuwer 1999 wohl mit ins Grab. Und dass es in dieser Nacht in Berlin offiziellen Wetterdaten zufolge gar nicht geregnet hat, vergessen wir direkt wieder.
Auch nach Ostberlin kam die Currywurst mit etwas Verspätung in den 1960er Jahren, so zum Beispiel durch den auch heute noch sehr beliebten Konnopke’s Imbiss an der Kreuzung Schönhauser Allee und Eberswalder Straße im Prenzlauerberg, wo die Wurst ohne Darm und im Stück mit Tomatenketchup und Currypulver serviert wurde. Ein Ende blieb soßenfrei, damit das Stück auch ohne Kleckereskapaden unfallfrei verspeist werden konnte. Dazu gab’s eine Schrippe oder eine Scheibe Toastbroat. Ungetoastet versteht sich – wir hatten ja nichts im Osten. Nicht mal Toaster.
In Westberlin ist heute vor allem das Curry36 in Kreuzberg am Mehringsdamm Anlaufstelle für alle Liebhaber des “Steaks des kleinen Mannes”.
Aber am besten, ihr entscheidet selbst, wo die Wurst herkommt und noch viel wichtiger, wo sie am besten schmeckt. Übrigens, sowohl Konnopke’s als auch das Curry36 haben den Schuss gehört und bieten für ihre veganen Freunde auch Alternativen an. Jetzt gibt es wirklich keine Ausreden mehr – also hin da!
Quelle
https://www.currywurst-berlin.com/erfindung_currywurst/ [Heuwer-O-Ton]