Wir haben initial deutlich mehr als 18 Zitate für unsere Berlin-Edition gesammelt. Warum sind aber nur 18 im finalen Spiel? Welche Zitate haben es nicht ins Spiel geschafft und warum? Diesen Fragen widmet sich unser heutiger Blogpost.
Das hat vor allem mit Geld und Rechten zu tun. Das Urheberrecht ist euch sicher ein Begriff und laut ihm sind – völlig zu Recht – Zitate geistiges Eigentum ihrer Urheber*innen. Bei nicht-kommerzieller Nutzung, wie beispielsweise in wissenschaftlichen Arbeiten, sind die Zitierenden fein raus. Solange der oder die Urheber*in mit entsprechender Quelle genannt wird, ist alles fein. Nicht so, wenn es um die kommerzielle Nutzung eines Zitats geht. Und unsere quotery Berlin Edition ist nun einmal ganz klar ein kommerzielles Produkt.
Wer ein Produkt erfindet, hat in Deutschland tollerweise die Möglichkeit, eine kostenlose Erfindererstberatung in Anspruch zu nehmen. Mich hat beim Deutschen Patent- und Markenamt in Berlin-Kreuzberg ein sehr patenter (pun intended) Patentanwalt beraten. Er hat mir in einem halbstündigen Gespräch die drängendsten unserer rechtlichen Fragen rund um unser Spiel beantwortet. Ihr macht euch keine Vorstellung davon, was alles zu beachten ist und seine Ratschläge zur Markenanmeldung [sinnvoll für uns] und Patentanmeldung [nicht sinnvoll für uns] waren wahnsinnig wertvoll. Er klärte auch darüber auf, dass wir bei der kommerziellen Nutzung von Zitaten noch lebender Urheber*innen deren Einverständnis zur Verwendung einholen müssen.
Sind die Urheber*innen nicht mehr am Leben, ist die Sache entweder deutlich einfacher oder sehr viel komplizierter. Deutlich einfacher ist es, wenn der oder die Urheber*in bereits länger als 70 Jahre verblichen ist. Laut UrhG §64 erlischt das Urheberrecht danach nämlich. Sollte der Tod der Person hingegen weniger als 70 Jahre her sein, sind die Rechteinhaber anzufragen. Im Zweifel sind das erst einmal die Nachkommen. So sah ich mich also E-Mails an Peter Brandt, einen der drei Söhne Willy Brandts und Duncan Jones, den Sohn David Bowies, schreiben. Das Einverständnis für die Verwendung des Zitats von Willy Brandt bekamen wir schlussendlich, Duncan Jones hingegen antwortete nie. Und so schaffte es auch“Berlin, the greatest cultural extravaganza that one could imagine.”
vom unvergleichlichen David Bowie nicht ins Spiel. Er hatte von 1976 bis 1978 in Schöneberg gelebt, zeitweise wohl sogar mit Iggy Pop als Mitbewohner, und in dieser Zeit drei Platten aufgenommen: Heroes, Low und Lodger. Heute sind die drei Platten auch als Berliner Trilogie bekannt.
Ich wollte ganz unbedingt auch ein Zitat zum leidigen Berliner Großflughafen BER im Spiel haben. Nun war leider nirgends ein Kontakt zum ehemaligen Vorsitzenden der Geschäftsführung der BER-Betreibergesellschaft FBB GmbH Hartmut Mehdorn zu finden [seltsam eigentlich, findet ihr nicht auch?], so dass
“Er wird immer fertiger und fertiger.”
aus dem März 2015 leider nicht infrage kam. Aber BER-Zitate gibt es ja glücklicherweise viele: Als nächstes fragten wir bei Matthias Platzeck (SPD) an, seinerzeit Ministerpräsident Brandenburgs, bekamen aber eine Absage. Er war übrigens der Einzige von allen von uns angefragten Personen, der uns die Nutzung des Zitats nicht erlaubte. Und so kam es, dass es auch
„Eine nochmalige Verschiebung können wir uns schon für das Image des Landes nicht leisten.“
von Matthias Platzeck nicht ins Spiel schaffte. Das hatte Platzeck im September nach einer weiteren Verschiebung des Eröffnungstermins auf den 27.10.2013 von sich gegeben. Es sollten dann auch nur noch schlappe sieben Jahre ins Land gehen, bis BER wirklich für den Flugbetrieb seine Pforten öffnete.
Andere haben wir schlicht nicht erreicht. Nina Hagen haben wir auf mehreren Kanälen angefunkt, leider ohne Erfolg, und so muss die finale Berlin-Edition ohne ihre Zeilen
“Oh Berlin Berlin Berlin
du bist aller Städte Queen!”
aus dem Song Berlin (is dufte) auskommen.
Wieder andere Zitate waren einfach zu lang, um sie mit dem Design im Einklang auf die Karten zu bringen. Manche Zitate konnten wir kürzen, ohne dass sie ihre Essenz verlieren (die von Anneliese Bödecker und Kurt Tucholsky beispielsweise), andere mussten wir schweren Herzens gehen lassen. Deshalb ist Johann Wolfgang Goethe nicht dabei, obwohl folgendes Zitat
“Berlin. Es lebt dort ein so verwegener Menschenschlag beisammen, daß man mit der Delikatesse nicht weit reicht, sondern daß man Haare auf den Zähnen haben und mitunter etwas grob sein muß, um sich über Wasser zu halten.”
unseres Erachtens auch heute noch voll ins Schwarze trifft.
Quellen der Bilder:
https://pixabay.com/de/illustrations/david-bowie-bowie-david-musiker-4025712/
https://pixabay.com/de/vectors/johann-wolfgang-von-goethe-deutsch-5652861/